Im Rahmen der Vorbereitung der Fachmesse stellen wir Ihnen einige Ausstellende der ENGAGEMENT WELTWEIT 2021 vor. In dieser Reihe stellen wir den teilnehmenden Organisationen Fragen rund um ihre Arbeit in der Entwicklungszusammenarbeit. Dieses Mal gibt Regine Mehl vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) einen Überblick über die Vorraussetzungen für einen erfolgreichen Einstieg in das Arbeitsfeld der Entwicklungszusammenarbeit und welche Vorteile der Postgraduiertenstudiengang des DIE dabei bietet.
Das „Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE)“ gibt es schon seit 1965 und ist eines der verlässlichen Partnerorganisation der bilateralen und internationalen Zusammenarbeit (IZ) in Deutschland. Was zeichnet Ihre Organisation und sein Postgraduierten-Programm in dem deutschen Pool der besonders aus?
Das Postgraduierten-Programm des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE) zeichnet die besondere personalpolitische Nähe zu einigen Hauptakteuren der bi- und multilateralen EZ aus: BMZ, GIZ, KfW, BMU – als die wichtigsten staatlichen Akteure sowie GFA, GOPA und IAS der Frankfurt School als den nahestehenden Akteuren aus dem Privatsektor. Nähe heißt: Hier können sich junge Masterabsolvent*innen bewerben, auch wenn sie noch keinerlei Berufserfahrung haben.
Mit welcher Motivation suchen Sie Leute? Mit welcher Motivation sollten sich Leute bei Ihnen bewerben? Nehmen Sie auch Initiativbewerbungen an?
Uns motiviert, junge Masterabsolvent*innen den Berufseinstig über ein erstklassiges, beratungsorientiertes und wissenschaftlich fundiertes Training auf den „umsetzungsorientierten“ politischen und beratenden Arbeitsmarkt vorzubereiten.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit den im Ausland ansässigen Partnerorganisationen und Behörden aus?
Da es sich vorrangig um das Türöffnen zunächst zum bilateralen Bereich hin (also gegenüber deutschen Behörden und dem Privatsektor) handelt, setzen wir die Voraussetzungen dafür, dass sich die Juniors nach mindestens zwei (oder mehr) Jahren auf JPO-Stellen im internationalen Umfeld bewerben können. Im bilateralen Berufseinstiegsbereich besteht eine enge Kooperation zwischen den o.g. Organisationen und Behörden, im multilateralen Bereich besteht die Kooperation mit Behörden der EU sowie über das BFIO mit UN-Einrichtungen.
Ist ein Direkteinstieg in die IZ nach dem Studium möglich bzw. sinnvoll?
Klares nein. Das ist nicht sinnvoll, weil es erstens nicht geht (es sei denn, es bestünde die Möglichkeit, für ein internationales Traineeship – aber auch diese sind meistens an anderweitige, bilaterale Berufserfahrungen gebunden) - und man kann ohne jede Berufserfahrung weder den Concours bei der EU absolvieren (hier empfiehlt sich als Junior zunächst der Einstieg über den „Agent Contrat“, um nach zwei Jahren den Concours bestehen zu können) – oder das Traineeprogramm der Weltbank, das ebenfalls zum anschließenden Einstieg vorbereitet. Ähnliches gilt für EZB, EIB und OECD.
Welche Studiengänge werden bevorzugt, um in die IZ einzusteigen? Eher theoretische oder praktische?
Internationale Beziehungen; Politik- und Wirtschaftswissenschaften; Rechtswissenschaften/ Friedensvölkerrecht; Wirtschaftsgeographie; Umweltwissenschaften
Viele junge Leute kritisieren, dass ein Einstieg in die IZ nur nach vielen, oft unbezahlten Praktika möglich ist. Würden Sie dem zustimmen? Was schätzen Sie, wie viele Ihrer Mitarbeitenden haben vor ihrem Einstieg KEIN Praktikum/Trainee absolviert? Wie viel Wert wird darauf gelegt?
Es wird großer Wert auf Praktika/Traineeships gelegt, aber: der Berufseinstieg sollte, um den Sprung in den internationalen Arbeitsmarkt zu erreichen, zunächst für mindestens zwei Jahre bilateral/national erfolgen
Wieviel Prozent (Schätzung) ihrer eigenen Praktikant*innen/Trainees bleiben nach einer erfolgreichen Zeit in Ihrer Organisation?
30% die für eine Promotion nach dem Master wieder ans DIE zurückkehren
Gibt es spezifische Einstellungskriterien, die für andere Unternehmen nicht bedeutungsvoll sind?
Ja, in jedem Fall Mehrsprachigkeit in UN-Sprachen (einschl. Portugiesisch); große Offenheit und Flexibilität gegenüber anderen Kulturen und Lebensentwürfen
Welchen Stellenwert hat das Alter bei einer Einstellung?
Wenn Berufserfahrung vorliegt für Stellenbewerber*innen: Alter spielt keine Rolle; Bei Bewerbung auf unser Postgraduierten-Programm: der Master, der zur Bewerbung benötigt wird, sollte nicht länger als 5 Jahre her sein – ansonsten: keine Altersbegrenzung
Mit welchem Gehalt kann man in der IZ rechnen?
Ohne Berufserfahrung und Direkteinstieg: 3.500 bis 4.300 EUR/mtl. brutto, plus Gratifikationen und ggfs. Beteiligung an Unternehmensgewinnen im Privatsektor
Lassen sich Familienplanung und IZ miteinander verbinden?
Ja: die meisten Unternehmen und Organisationen sind inzwischen sehr flexibel aufgestellt – und entgegenkommend, meistens schon auf der Basis entsprechender Betriebsvereinbarungen
Welche Rolle spielt der ‚ideelle Teil‘ in der IZ bei Ihnen?
Ein sehr großer: Im DIE und seinen Ausbildungsprogrammen orientiert man sich auf Augenhöhe mit allen Partner*innen an den SDG’s, die ein globaler Kraftakt der ideellen und operativen Gemeinsamkeit sind – sonst scheitern sie.
In den letzten Jahren sind die Diskurse um die Reproduktion postkolonialer Strukturen in Bereichen der IZ zunehmend lauter geworden. In welcher Rolle und Verantwortung sehen Sie sich beim DIE diesbezüglich? Was tun Sie konkret um solchen Strukturen entgegenzuwirken?
Im Postgraduierten-Programm werden entsprechende Trainings durchgeführt („Critical Whiteness“) und in allen theoretischen Programmteilen wie auch in der Forschungsphase wird mit Fachexpertise der Partnerinstitutionen auf Augenhöhe gearbeitet und publiziert.
Gibt es eine inhaltliche/interkulturelle Vorbereitung auf den Auslandsaufenthalt? Wie ist diese gestaltet und wie lange dauert diese?
Ja: die Vorbereitung erstreckt sich innerhalb des neunmonatigen Postgraduierten-Programms auf Trainings in den verschiedensten Bereichen.
Wie lange sollte man mindestens bereit sein im Ausland zu bleiben?
Mindestens drei Monate.
Ist eine Arbeit auch aus Deutschland möglich?
Zwangsweise durch die OVID-19-Pandemie mit Hilfe moderner Konferenz-Tools. Und sie gelang besser als je erwartet. Nicht zuletzt, weil die Partner*innen vor Ort perfekt kooperierten, mit teilweise besserer Digitalausstattung als irgendwo in Deutschland.
Wie verfährt das DIE, wenn es zu einer sicherheitsgefährdenden Lage kommt?
Sofortige Kontaktaufnahme mit der dt. Botschaft und der GIZ, wenn vor Ort, ggfs. Rückreise
Was hat der Ausbruch der weltweiten Corona-Pandemie für Ihre im Ausland arbeitenden Fachkräfte bedeutet? Wie wurde beim DIE auf diese Situationslage reagiert?
Die drei Forschungsteams des 55. Postgraduiertenkurses mussten mitten aus der Vor-Ort-Forschung nach Deutschland zurückgeflogen werden. Von hier aus konnte dann relativ schnell – für den nächsten Kurs (komplett ohne Ausreise) grundsätzlich auf digitales Arbeiten umgestellt werden.
Vielen Dank für das Interview.