ENGAGEMENT WELTWEIT wills wissen! Heute im Gespräch: das Seminar für Ländliche Entwicklung (SLE) der Humbold-Universität zu Berlin | AKLHÜ e.V.

ENGAGEMENT WELTWEIT wills wissen! Heute im Gespräch: das Seminar für Ländliche Entwicklung (SLE) der Humbold-Universität zu Berlin

Interview mit Dr. Susanne Neubert, Seminar für Ländliche Entwicklung (SLE), Humboldt-Universität zu Berlin.

           

ENGAGEMENT WELTWEIT 2021                            

Im Rahmen der Vorbereitung der Fachmesse stellen wir einige Aussteller der ENGAGEMENT WELTWEIT vor. In dieser Reihe stellen wir den teilnehmenden Organisationen Fragen rund um die Arbeit in der Entwicklungszusammenarbeit. Heute gibt das Seminar für Ländliche Entwicklung der Universität zu Berlin (SLE) einen Einblick in seine Tätigkeiten und programmatischen Ansatzpunkte. Mehr Infos zum Postgraduirtenstudiengang “Internationale Zusammenarbeit für Nachhaltige Entwicklung” finden Sie außerdem in dem Video “SLE Studium 2022: Sieben Fragen an Dr. Susanne Neubert” sowie auf der Homepage.

Die Fragen stellte Wanja Amling, Projektkoordinator der ENGAGEMENT WELTWEIT

Das SLE gibt es schon seit fast 60 Jahren und ist eine der verlässlichsten Partnerorganisationen für aufstrebende Neueinsteiger*innen der Internationalen Zusammenarbeit (IZ) in Deutschland. Was zeichnet Ihre Organisation in dem deutschen Pool der Entsendeorganisationen/Unternehmen besonders aus?
Wir bilden Masterabsolvent*innen für das Berufsfeld der internationalen Zusammenarbeit aus. Unsere Ausbildung ist interdisziplinär, praxis- und lösungsorientiert.

Mit welcher Motivation sollten sich Leute bei Ihnen bewerben?
Die Welt gerechter machen, Verantwortungsübernahme als Motivation für Entwicklungspolitisches Engagement, Kenntnisse und Kompetenzen erhöhen, um leichter in den Job zu kommen und dann diesen besser zu machen.

Ist ein Direkteinstieg in die IZ nach dem Studium möglich bzw. sinnvoll?
Der Direkteinstieg ist möglich, aber nicht sinnvoll, denn Masterabsolvent*innen haben auf der Universität hauptsächlich Problemanalyse und disziplinäres Denken gelernt. Im Berufsfeld benötigt man aber  Problemlösungskompetenzen und interdisziplinäre Teamarbeit. Dies lernt man bei uns.

Welche Studiengänge werden bevorzugt, um in die IZ einzusteigen? Eher theoretische oder praktische?
Beides. Politikwissenschaften, Ökonomie und Agrarwissenschaften sowie Ökologie/Umweltwissenschaften/Geographie bieten tolle Voraussetzungen, aber auch andere Studienfächer, wenn sich der/die Studierende entsprechend ausgerichtet hat.

Welche Vorerfahrungen sind nötig, um einen Einstieg in die IZ zu ermöglichen?
Die Vorerfahrung des SLE bietet die besten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Einstieg

Welche Vorerfahrungen sind von Vorteil, um den Einstieg in den SLE-Postgraduiertenstudiengang zu vereinfachen?
Fähigkeit zur Teamarbeit, entwicklungspolitische und Regionalkenntnisse, Fachkenntnisse sowie ein festes ethisches Grundgerüst. 

Viele junge Leute kritisieren, dass ein Einstieg in die IZ nur nach vielen, oft unbezahlten Praktika möglich ist. Würden Sie dem zustimmen?
Alle haben mindestens ein Praktikum absolviert, dies ist auch unverzichtbar, um sicher zu sein, dass man in das Berufsfeld möchte. Die Praktika sind jedoch in aller Regel bezahlt.

Wieviel Prozent (Schätzung) ihrer eigenen Praktikant*innen/Trainees bleiben nach einer erfolgreichen Zeit beim SLE?
Praktika sind bei uns eher selten, wir sind eine Organisation von ca. 20 Personen, zumeist Wissenschaftler*innen. Nach der Ausbildung bei uns können sich Absolvent*innen bewerben, wenn gerade eine Stelle ausgeschrieben ist und haben dann auch Chancen, diese im Rahmen eines Konkurrenzverfahrens zu bekommen.-

Welche Rolle spielt der ‚ideelle Teil‘ in der IZ bei Ihnen?
Ideelle Werte spielen natürlich eine sehr große Rolle. Ein festes auf die universellen Menschenrechte ausgerichtetes ethisches Grundgerüst, Orientierung auf die SDG und Leitplanken zur Nachhaltigkeit, sehr gute Kommunikations- und Moderationsfähigkeiten, Sprachen sowie Regionalkenntnisse und Flexibilität sind sehr wichtige Voraussetzungen, um im Berufsfeld erfolgreich zu sein.

In den letzten Jahren sind die Diskurse um die Reproduktion postkolonialer Strukturen in Bereichen der IZ zunehmend lauter geworden. In welcher Rolle und Verantwortung sehen Sie sich beim SLE diesbezüglich? Was tun Sie konkret um solchen Strukturen entgegenzuwirken?
Wir pochen auf die Verantwortungsübernahme des Nordens für die Lösung/Finanzierung bestimmter Probleme im Süden (Beispiel Klimawandel), die maßgeblich Industrienationen verursacht haben. Dabei ist Handeln im eigenen Politikbereich ebenso wichtig, wie Finanzierung und technische Beratung im Süden. Eine gute, d.h. antirassistische, ausgewogene  Zusammenarbeit ist das A und O. Daher werden eigene Stereotypen im SLE  bewusst gemacht und möglichst paternalismusfreie Konzepte erlernt, die auf Teamarbeit gründen, möglichst wirksam und zukunftsfähig sind.    

Ist eine Arbeit auch aus Deutschland möglich?
Ja, natürlich. Entwicklungspolitisches Handeln kann auch im Norden bedeutsam sein. Denn überall dort, wo Fernwirkungen unseres Handelns im Norden die Entwicklung im Süden betreffen, können wir auch etwas im Deutschland tun, um Entwicklung anzustoßen und zwar auf allen Ebenen. Themen gibt es da genug.

Vielen Dank für das Interview.